Bleibe bei den Tatsachen – eine tantrische Meditation

Bleibe bei den Tatsachen – eine tantrische Meditation

Es geht fast automatisch: Wir bewerten die Dinge. Bleibe statt dessen bei den Tatsachen. Gewalt ist Gewalt, Gewaltlosigkeit ist Gewaltlosigkeit. Bewertungen ziehen Kraft und Energie und verhindern die kraftvolle, handlungsfähige, innere Einheit.

Unterscheide in der Wirklichkeit nicht
zwischen rein und unrein.

Diese Regel soll dir helfen, über Reinheit und Unreinheit hinauszuwachsen – im Grunde genommen über jede Zweiteilung, über alle Dichotomien, Dualitäten. Tantra sagt, dass die Existenz nicht-dual ist.

Tatsachen sind wirklich, die Deutung dagegen unwirklich. „Interpretiere nicht!“ Erkenne in der Wirklichkeit nichts als rein oder unrein an. Warum? Weil Reinheit und Unreinheit unsere Einstellungen sind, die wir der Wirklichkeit übergestülpt haben.

Probiere diese Meditationstechnik einmal aus. Sie ist äußerst vertrackt, keineswegs simpel – denn wir sind dermaßen aufs duale Denken ausgerichtet, bauen dermaßen aufs duale Denken auf und wurzeln so sehr in ihm, dass wir uns unserer Werturteile und Rechtfertigungen nicht einmal bewusst sind.

Schau dir die Welt an, doch bewerte sie nicht

Tantra sagt: Zerschneide nichts; sei ungeteilt. Nur dann wirst du den Durchbruch erreichen. Aber wie geht das – ungeteilt zu sein? Indem du nichts verurteilst. Sag nicht: „Das ist gut, und das ist schlecht.“ Nimm einfach alle Vorstellungen von Reinheit und Unreinheit zurück. Sieh dir die Welt an, aber sag nicht, was sie ist.

Sei unvoreingenommen: Sei nicht besserwisserisch. Etikettiere nicht. Bleib still, nicht-verurteilend, nicht-wertend. Wenn du den Mund halten kannst was die Welt betrifft, wird sich diese Stille nach und nach in deinem Inneren ausbreiten. Und wenn im Äußeren nichts gespalten wird, zieht sich die Spaltung aus dem inneren Bewusstsein zurück, weil beide nicht nebeneinander existieren können.

Das Experiment: die ungeteilte Wirklichkeit erkennen

Probiere es aus. Gehe einfach durch die Welt ohne alle Wertungen, nur mit der Feststellung natürlicher Tatsachen: Der eine ist dies, der andere ist das. Und dann wirst du nach und nach eine Nicht-Gespaltenheit in dir bemerken. Deine Gegenpole werden sich einander nähern: Dein ‚Schlechtes‘ und dein ‚Gutes‘ werden zusammenkommen. Sie werden in eins verschmelzen und du wirst zu einem Ganzen werden, wo nichts als ‚rein‘ und nichts als ‚unrein‘ gelten wird.

Tantra sagt:
„Gewaltlosigkeit ist Gewaltlosigkeit,
Gewalt ist Gewalt;
nichts ist gut
und nichts ist schlecht.“

Akzeptiert die Dinge so, wie sie sind.
Und warum?
Nur, um in dir die Einheit herzustellen.

Die Einheit in dir nähren

Dies ist eine Technik, um Einheit in dir selbst zu stiften, um eine ungeteilte Existenz in dir herzustellen – ungespalten, reibungslos, ohne Gegensätze. Nur dann ist Stille möglich. Jemand, der gegen Widerstand ans Ziel kommen will, kann niemals Frieden finden.
Wie sollte er?

Und wie könnte jemand, der in sich gespalten ist, der mit sich selber kämpft, je seine Absicht erreichen? Niemand erreicht so seine Absichten und du wirst ratlos dastehen, weil du deine Energie mit unnötigen Kämpfen verpulverst.

Dies ist eine Technik um Einheit in dir herzustellen.

Osho

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