Der Weg der Weisheit und der Intuition
Jnana Yoga ist der Yoga des Wissens. Jnana Yoga ist der philosophische Teil des Yoga. Der Yogi strebt nach der höchsten Erkenntnis, der letzten Wahrheit. Als Basis dient die Vedanta-Philosophie, des „Ende des Wissens“.
Demnach besteht unser Selbst aus drei Körpern : dem physischen Körper (sthula sharira), dem Astralkörper (sukshma sharira) und dem Kausalkörper (karana sharira). Diese drei Körper bestehen aus 5 Hüllen : Nahrungshülle (annamaya kosha), Energiehülle (pranamaya kosha), geistig-emotionale Hülle (manomaya kosha), geistig-intellektuelle Hülle (vijnanamaya kosha) und die Wonnehülle (ananadamaya kosha). Beim Jnana Yoga reflektieren die Yogis über den Sinn des Lebens. Im Vordergrund stehen Fragen wie „Wer bin ich ? Wo komme ich her ? Woher kommt die Welt ? Was ist wirklich ?“ Am Ende steht die Erkenntnis, dass jede individuelle Seele eins ist mit dem Absoluten.
Der Weg des Herzens
Bhakti Yoga ist der Yoga des Herzens und der Hingabe. Der Name Gottes und die Verehrung des Höchsten stehen im Mittelpunkt der Praxis. Das Singen von spirituellen Liedern (göttliche Namen, Mantras, Kirtana, Bhajans), das liebevolle Ausführen von Ritualen (Pujas/Homas) und das Lesen mythischer Geschichten gehören ebenso dazu. Die Gefühle zum Fließen bringen, das Herz öffnen, selbstlose Liebe. Ziel ist es die Einheit mit Gott zu erreichen, die absolute Vollkommenheit.
Der Weg des Handelns und Tuns
Karma Yoga ist der Yoga der Tat. Yoga der Handlung. Der Yogi strebt danach, selbstlose Taten zu vollbringen, ohne an ihnen anzuhaften. Er entsagt allen ichhaften Zwecken seiner Taten und verzichtet auf die Früchte seines Handelns. Jede Tat wird stattdessen dem Göttlichen und dem Universum als Opfer dargebracht.
Karma deutet auf den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung. Alles, was wir tun, hat Konsequenzen. Es darf aber nicht als Bestrafung oder Belohung verstanden werden, sondern als Ereignisse, an denen wir wachsen können. Ziel ist es sein Leben in Harmonie mit sich selbst und der Umwelt zu gestalten und dabei sein Dharma (Lebensaufgabe) zu erfüllen.
Der Weg der Geistigen Beherrschung
Raja Yoga ist der Yoga der Meditation, die menschliche Psyche steht im Mittelpunkt. Der Yogi arbeitet mit dem Unterbewusstsein, dem bewussten Denken, dem Verstand und der Intuition. In acht Stufen (Ashtangas) erlernt der Yogi die Beherrschung des Geistes : 1. Yamas (Umgang mit anderen), 2. Niyamas (Umgang mit sich selbst), 3. Asanas (Meditationshaltung erlernen), 4 Pranayamas (Lebensenergie beherrschen), 5. Pratyahara (zurückziehen der Sinne, nach innen gehen), 6. Dharana (Konzentration auf einen Gedanken), 7. Dhyana (Meditation, Zustand ohne Gedanken), 8. Samadhi (überbewusste Zustand, Erleuchtung)
Der Weg zur Beherrschung der Lebensenergie
Kundalini Yoga ist der Yoga der Energie. Tantrischen Schriften zufolge wohnt in jedem Menschen eine Kundalini (Schlangenkraft), zusammengerollt und schlafend am unteren Ende der Wirbelsäule, im Muladhara Chakra (Wurzelchakra). Über yogische Praktiken, wie Asanas, Pranayamas, Mudras, Mantras und Visualisierungen, werden die Nadis (Energiekanäle) gereinigt und geöffnet, die Kundalini wird zum Leben erweckt. Die aktivierte Kraft steigt dann durch die Sushumna (feinstoffliche Wirbelsäule) auf und durchdringt dabei alle Chakren (Hauptchakren) der Sushumna, bis sie im obersten Sahasrara Chakra (Kronenchakra) angekommen ist und sich mit der kosmischen Seele vereint und dem Yogi zu höchstem Glück und Erleuchtung verhilft. Die wichtigste Grundlage dafür ist die sogenannte Shiva-Shakti-Philosophie. Shiva, das absolute Bewusstsein (kosmische Seele), Shakti, die schöpferische Energie (Kundalini). Ursprünglich waren sie beide eins, wurden aber getrennt. Erst wenn sie wieder vereint sind, ist der Mensch frei und kann Erleuchtung finden.
Der Weg zur Harmonie und Einklang von Körper Geist und Seele
Hatha Yoga ist der wohl bekannteste Teil des Yoga. Yoga des Körpers. Im Mittelpunkt steht die Harmonisierung des Körpers. Der Name Hatha (Ha=Sonne, Tha=Mond) verdeutlich bereits, dass auf diesem Yoga-Weg die beiden Grundenergien, wärmend und aktivierend auf der einen Seite und kühlend und beruhigend auf der anderen Seite, harmonisiert werden.
Der Körper ist der Tempel der Seele. Diesen gilt es mit Asanas (Körperübungen), Pranayamas (Atemübungen), Shavasana (Tiefenentspannung), richtigen Ernährung, positivem Denken und Meditation zu pflegen, zu umsorgen und zu heilen. Hatha Yoga dient der Krankheitsvorbeugung, der Therapie und Heilung, dem Abbau von Stress, der körperorientierten Psychotherapie aber auch der spirituellen Disziplin und der Erweckung parapsychologischer Fähigkeiten.
In Europa ist es der am weitesten verbreitete Yoga-Weg und wird zumeist erst wegen den körperlichen Aspekten ausgeübt. Wer dann aber regelmäßg Hatha Yoga praktiziert, verspürt eine innere Öffnung, die ihn für tiefergehende Erfahungen und spirituelle Aspekte empfänglich macht
Die meisten heutigen Yoga-Meister empfehlen den ganzheitlichen Yoga, eine Kombination der verschiedenen Yoga-Wege: Hatha Yoga enwickelt den physischen Körper, Kundalini Yoga den Energiekörper, Bhakti Yoga den Gefühlskörper, Raja Yoga die Psyche, Jnana Yoga Intellekt und Intuition, Karma Yoga hilft, alles ins tägliche Leben zu integrieren.
So ist Yoga ein wahrhaft ganzheitliches, umfassendes System. Jeder kann dabei herausfinden, was für sie/ihn am hilfreichsten ist.